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(Ich erblickte am Montag, den 11. Februar 1957 um 01:30 Uhr im Frauenspital Bern das Licht der Welt. Aber das dürfte die wenigsten hier interessieren. Also los.)
1.Juli 2015: 30 Jahre bei HP!
Ein beruflicher Rückblick von Thomas Mäder (Revidiert: 22. Juli 2016)
Der eine oder andere Leser mag sich fragen: „Was? Du bist am 1. Juli 2015 dreissig Jahre bei HP?!“ Die Antwort ist ein klares Jein! In meiner beruflichen Laufbahn seit 1985 wurden die Anzahl Dienstjahre beim Übertritt von Swissair in die Atraxis, von Atraxis zu EDS, und von EDS in die HP jeweils angerechnet. Deshalb kann ich doch sagen: Am 1.7.2015 feiere ich 30 Jahre bei HP!
Der folgende Bericht gibt Einblick in mein Arbeitsleben seit 1980. Er ist in lockerer Form geschrieben, für den einen oder andern Leser aber wahrscheinlich mit etwas zu vielen fachchinesischen Ausdrücken aus der Telekommunikations- und Informatikbranche. Trotzdem: Gute Unterhaltung!
P.S. Der geneigte Leser stellt fest (so ein paar Feedbacks von Kollegen im 2016), dass die Jahreskommentare gegen unten immer kürzer werden. Das ist richtig. Es ist zu erwähnen, dass dieser Bericht nicht ein Schnellschuss, sondern über Jahre entstanden ist, das meiste wurde vor 2010 geschrieben und jetzt einfach noch etwas aktualisiert. Einige sagten mir schon: „Gäll, das hat auch mit Deinem Alter zu tun?“ Oder andere: „Ist es jetzt so langweilig geworden?“ Oder noch andere: „Liegt Dein Fokus einfach heute auf ganz andern Dingen?“ Und ich antworte: Ja! Nein! Doch! Vielleicht. Ein Körnchen Wahrheit ist überall drin.
1980 | 1982 | 1983 | 1984 | 1985 | 1986 | 1987 | 1988 | 1989 | 1990 | 1991 | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | 1996 | 1997 | 1998 | 1999 | 2000 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2015 | 2016
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1980 – 1981 – Neutral Nations Supervisory Commission (NNSC), Panmunjom, Korea
Im April 1981 kehre ich von einem Jahr Auslandaufenthalt aus Südkorea zurück, wo ich als Funker bzw. Radiotelegraphist im Auftrag der Schweizer Armee zwölf Monate in der Demilitarisierten Zone (DMZ) in Panmunjom – im entmilitarisierten Niemandsland zwischen Nord- und Südkorea – mit sechs andern Schweizer Offizieren im Einsatz gewesen bin. Mein militärischer Grad während dieser Zeit ist „Warrant Officer“ (WO1) aufgrund meiner Berufslehre und weil ich zuvor das „Eidgenössische Diplom als Schiffsfunker“ in der Abendschule für Funker (eine Schule der PTT) erstanden habe. Warrant Offiziere übrigens sind in der US-Armee technische Leutnants, viele davon z.B. Helikopterpiloten. Und ich? Wie gesagt: Funker. Einer von zwei Funkern, die im Ernstfall die Kommunikation zwischen Panmunjom und Bern mittels Morsetelegrafie aufrechterhalten sollen.
Siehe auch ethomas.ch/nnsc-korea-1980-81 und ethomas.ch/rsag-bernradio-heb-berna.
Nach diesem Jahr unbezahlten Urlaub nehme ich meine Arbeit als Fernmeldesekretär bei der Radio-Schweiz AG (Achtung: Nicht zu verwechseln mit dem Schweizer Radio SRG!) – von Insidern kurz RSAG genannt – in Bern wieder auf. (Dort hatte ich von 1974-1976 auch die Lehre als Fernmeldesekretär absolviert.)
Bestimmte Tätigkeiten des klassischen Fernmeldesekretärs neigen sich dem Ende zu. Morsetelegraphie ist im Schiffsfunk auf dem absteigenden Ast, da mehr und mehr Satellitenübertragungen zum Einsatz kommen. Trotzdem herrscht momentan noch Hochbetrieb und ich setze als Seefunk-Operator hunderte „CQ de HEB HEB HEB QRV“ ab (CQ ist ein Morsefunkspruch, welcher die Hörbereitschaft auf bestimmten HF-Frequenzen signalisiert). Genauer: Empfangsbereitschaft auf 8, 12, 16 und 22MHz, um Telegramme via Morsetaste abzusenden oder zu empfangen (über Kopfhörer) und simultan auf Schreibmaschine zu tippen (anschliessend wird das Telegramm auf Lochstreifen gestanzt und an die Empfangsstation übermittelt, per Telex oder neuerdings via Computer (siehe COMET unten) – und nebenbei: Ein Telegramm fängt auf dem Lochstreifen mit „zczc“ an und hört mit „nnnn“ auf). Mit rund 20 WPM (= 20 Worte pro Minute) kommuniziere ich also per Morsealphabet mit Schiffen verschiedenster internationaler und nationaler Reedereien, die Meere befahren und über die „Küstenfunkstelle“ Bernradio HEB allezeit erreichbar sind. Per Morsetaste erreicht man via Kurzwelle auch praktisch den hintersten Winkel der Erde, wenn nicht gerade ein russischer Breitbandstörsender ganze Frequenzbänder lahmlegt. Und dies ist nachmittags oft der Fall, stundenlang, vor allem auf 22MHz.
Schiffsfunkverbindungen stelle ich aber auch über Telefonie her. Interessant ist, z.B. Passagiere auf der MS Europa per Telefon mit ihren Verwandten an Land zu verbinden, Arbeiter der Bohrinsel PM2 in der Nordsee mit deren Angehörigen in Italien sprechen, oder einen Kapitän mit seiner Reederei an Land Frachtlieferungen und Ladetermine besprechen zu lassen. Um 10.15h und um 14.15h rufe ich auf drei Telefoniefrequenzen in den Äther hinaus „All ships, all ships, all ships: We have phone calls or messages for the following stations: MS Davos, MS Zinal“, etc. “Please call us on 16235”. Schiffe hören dann diese Frequenzen ab und melden sich bei Bernradio.
Schlussendlich stellt Bernradio aber auch Telexverbindungen zu Hochseeschiffen her (Rufzeichen HEC).
Ein anderer Arbeitsbereich ist die automatisierte Telegrammvermittlung mit Computer (COMET), bzw. das Service Handling von Errorfällen am Computerterminal. Interkontinentale Unzustellbarkeitsmeldungen von Telegrammen oder Übermittlungsfehlern, Reklamationen und Abklärungen müssen behandelt werden. Oder anders ausgedrückt: All das, was COMET nicht verarbeiten kann, landet auf einer Queue zur Nachbehandlung und Wiedereinspeisung in den Datenfluss. Zu meinem Aufgabenbereich gehört ebenfalls die Überwachung des Netzwerks von Trans World Airlines (TWA) in Europa.
Immer etwas ein flaues Magengefühl ist die Vorstellung, dass diese Grosscomputer (UNIVAC und andere Systeme) im Nachtdienst ausfallen und Error Recovery Prozeduren nach Checklisten eingeleitet werden müssen.
Am meisten Spass jedoch macht mir der Flugfunk. Wie auch beim Seefunk können wir an der Flugfunkstation, genannt „Berna“ (das im PTT Gebäude „Bollwerk“ beim Berner Hauptbahnhof gelegen ist) hunderte von Fluggesellschaften weltweit über Kurzwelle erreichen. Im Normalfall werden sog. „Phone patches“ bestellt, in der Regel stelle ich Telefonverbindungen zwichen der Cockpit-Crew und deren Einsatzleitstellen her, sei es für British Caledonian, Panam, Transamerica, Laker, Braniff, Nigeria Airways, usw., aber natürlich auch Swissair. Eine besondere Herausforderung sind Problemfälle, so erlebe ich z.B., wie um 01.00h morgens eine DC-10 der TWA auf dem Flug von Paris nach New York in der Mitte des Atlantiks wegen eines Triebwerkproblems nach Paris umkehren muss. Alle paar Minuten müssen Telefongespräche durchgeschaltet werden, nach Paris, London, New York. Es ist sehr hektisch. Da man im Nachtdienst alleine ist, muss man noch weitere Frequenzen gleichzeitig abhorchen und ab und zu mehrere parallele Funkverbindungen bedienen. Die Entführung einer Maschine der Royal Air Maroc erlebe ich aus erster Hand mit, bis zur Überwältigung des Kidnappers. Ach ja, und der Papst ist auch ab und zu mal unterwegs per Flugzeug. Ein kleines Malheur passierte dann so: Der Alitalia Pilot meldet sich in italienischem Englisch: „Berna, Berna, this is Alitalia speshell flight from Roma Fiumicino to … (Anm.: ich weiss nicht mehr, wohin er flog). We have the Pop (?!) on board!“ Kollege Bernhard J. bestätigt gefasst: „Roger, Alitalia, you have a bomb on board. Go ahead.“ Aufruhr im Cockpit: “Negative, Berna, we have the Pope on board!” Auch Wetterberichte müssen den Piloten durchgestellt werden. Diese werden via Telex angefordert und dann dem Piloten vorgelesen.
Noch im gleichen Jahr jedoch nehme ich eine neue Herausforderung innerhalb Radio-Schweiz an. Zwei Stellen sind Radio-Schweiz intern ausgeschrieben zur Ausbildung zum Assembler-Programmierer, um auf IBM 370 Mainframes Datenbank- Applikationen im Bereich Datastar zu programmieren. Leider meldet sich kein Zweiter. So erhalte ich Mitte Jahr als allein Auszubildender in einem kleinen Büro einen Stapel Bundesordner mit Assembler Befehlen, welche ich mir innerhalb von drei Monaten im Selbststudium „einverleiben“ bzw. erlernen muss. Nach drei Monaten sagt der Chef meines Vorgesetzten: „Die Zeit ist abgelaufen. Jetzt wollen wir mal schauen. Jetzt machst Du Deinen ersten EDIT!“. Oder auf Deutsch: Jetzt schreibst Du das erste Assembler Programm. – Von dort an läuft es rund! Oft schwimme ich beim Programmieren, und Kollege Andi Keller meint jeweils lakonisch und nicht in 100%-igem Zusammenhang: „VSAM ist grausam!“
Nebenbei lerne ich noch die Programmiersprache BASIC. Was für Welten zwischen BASIC und IBM Assembler.
In meiner neuen Funktion als Programmierer ziehe ich vom Bollwerk ins Radio-Schweiz Gebäude an der Laupenstrasse um.
P.S. Am 28. Mai 1982 stirbt mein Vater knapp 53 Jahre alt an Krebs. Dies prägt mein Leben für immer und führt mich in eine Beziehung zu Gott, die ich nie wieder missen möchte! Kurze Zeit später lerne ich Kathrin Aeschbacher kennen. Auch sie prägt mein Leben für immer.
Wolfgang, der Ehemann meiner (künftigen) Schwägerin fliegt von Zürich nach Manila. 10‘000 Meter über Saudi Arabien überrasche ich ihn um Mitternacht mit einem Telefonanruf. Ich drehe die Sendeantennen in Münchenbuchsee Richtung Osten und rufe die Swissair DC-10 mittels sog. SELCAL. Umgehend meldet sich der Pilot: „Berna Radio, this is Swissair flight 178 enroute to Manila, over Jeddah. What can I do for you?“ Und dann lasse ich Wolfgang vom Flugkapitän ins Cockpit rufen, wo er sich hinter die Piloten hinsetzen darf, ihm ein Kopfhörer übergeben wird und wir dann ein paar Minuten plaudern können (Heute kommt kaum mehr ein Passagier in ein Cockpit rein!)
Die Radio-Schweiz AG erhält den staatlichen Auftrag, mit IBM das sog. „Externe Datenbankprotokoll“ für den brandneuen Videotex Dienst der PTT zu programmieren. Gleichzeitig sollen auch erste Kunden-Applikationen programmiert werden, um diese dann auf der RSAG externen DB für Drittkunden zu betreiben bzw. zu „hosten“.
Schon bald werde ich an eine Sitzung eingeladen. Anlässlich eines Meetings mit zwei, drei oder auch mal vier Herren in Krawatte (unter ihnen Karl Widin und Bernhard Rindlisbacher) von Swissair Zürich, heisst es: „Swissair will im Videotex den Flugplan anbieten, genauso, wie er auch im gedruckten Flugplan, in einem schönen roten Büchlein, das es an jedem Swissair Verkaufsschalter gibt, publiziert ist. Wir Swissair liefern das Magnetband mit den Daten. Den Rest macht Ihr“. Das ganze muss interaktiv sein: So soll man alle Swissairflüge, von Zürich nach London Heathrow am 11.Februar, um ein Beispiel zu nennen) anzeigen lassen können. (Als Ein-/Ausgabegerät dient ein Loewe-Farbfernsehgerät mit Eingabetastatur. Datenübermittlungsgeschwindigket: 1200/75 Bit pro Sekunde. (D.h. Empfangsgeschwindigkeit 1200 Bit pro Sekunde und Sendegeschwindigkeit 75 Bit pro Sekunde! Da ist ja eine Schnecke schneller!)
Und wer soll diese Swissair Applikation programmieren? Mein Chef meint kurz und bündig: „Thomas, das machst Du. Das wird Dein erstes richtiges Programm!“
So ist denn die Geburtsstunde für eine intensive Zusammenarbeit mit Swissair in die Wege geleitet.
Noch während des sog. „VTX-Betriebsversuchs“ gehen wir mit der von mir programmierten Applikation online. Swissair ist im Videotex *1777#. Die Echos der paar hundert Videotex-Testbenutzer sind grossartig. Swissair wird ein Paradebeispiel für Online-Applikationen. Videotex – das sind die early days of electronic commerce! Und Swissair ganz vorn dabei! Neben Telebanking und dem elektronischen Telefonbuch der PTT.
Nach Abschluss meiner Entwicklung der Swissair Applikation, und nachdem diese online gegangen ist, programmiere ich die erste interaktive Weinbestellapplikation für das Warenhaus GLOBUS. (Entwicklungsgespräche finden in Bern und Zürich statt.) Online wird der Lagerbestand abgefragt und aufgrund des aktuellen Bestandes kann der gute Tropfen über ein VTX Gerät bestellt werden!
P.S. Am 28.Mai 1983 gebe ich Kathrin Aeschbacher mein Ja-Wort. Siehe auch ethomas.ch/as-a-twen.
Es gilt eine weitere Applikation für Swissair zu entwickeln: GFIS (General Flight Information System): Die aktuellen Abflugs- und Ankunftszeiten auf den Flughäfen Zürich, Basel und Genf. Was auf den grossen Anzeigetafeln in den Abflug- und Ankunftshallen angezeigt wird, soll auch via Videotex möglich sein.
Wiederum stehen viele Sitzungen mit Swissair an.
Mehr und mehr packt mich innerlich der Gedanke: „Für Swissair zu arbeiten wäre eigentlich eine tolle Sache! Ich würde sogar einen Umzug von Bern ins Exil nach Zürich in Kauf nehmen“. Dieser Gedanke oder Wunsch sollte schon bald in Erfüllung gehen.
Swissair entscheidet, den Videotex Betrieb und die Software-Entwicklung von Radio-Schweiz AG weg- bzw. auf deren eigene Rechner im Swissair-Rechenzentrum Zürich-Balsberg zu migrieren. In diesem Zusammenhang fragt mich Swissair, ob ich mich für eine Stelle als „Betriebs-Analyst“ im Bereich Videotex interessieren würde. Ich würde doch jetzt schon so viel von ihren Programmen kennen und könnte dort meine Arbeit einfach weiterführen. Wie klingt das doch toll! Aber ich muss mich ganz normal für den Job bewerben (siehe 1985).
Im Rahmen der Videotex-Verbreitung bin ich im Auftrag von Radio-Schweiz unterwegs, auf einigen der ersten IBM Personal Computers (mit 10MB Festplatte!) „EDITEL“ zu installieren, welches das Herstellen von CEPT-Seiten ermöglicht als auch das Transferieren dieser Seiten auf die Externe Datenbank.
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1985 – Radio-Schweiz AG / Swissair
Im Frühjahr 1985 trete ich nach meiner Bewerbung auf die freie Stelle im Bereich Videotex bei Swissair zu einem Eignungstest beim „berühmt-berüchtigten“ Swissair Psychologen Herrn Wittenwiler im Balsberg an. Kurz darauf habe ich den Job!
Mit meiner Frau und meiner dreimonatigen Tochter Jessica ziehen wir Mitte 1985 von Bern nach Bassersdorf.
Am 1. Juli trete ich meine Stelle als „Junior-Betriebsanalyst Projekte Videotex“ im Balsberg an. Karl Widin, den ich bei RSAG in Bern kennengelernt habe, ist jetzt also mein Vorgesetzter. Ein Vorgesetzter, welchem ich in den kommenden Jahren oft dankbar sein werde, wenn ich mit einem meiner Kinder zu regelmässigen Arztterminen ins Balgrist muss, oder auch bei Notfällen, sei es bei Schulterbrüchen, Arm „ausrenken“, usw. Er lässt mich immer gehen und sagt: „Herr Mäder, die Familie hat erste Priorität!“ (Etwas später werden wir dann „per Du“.)
Es gilt die GFIS Applikation fertig zu entwickeln. Es folgt eine enge Zusammenarbeit mit der englischen Firma Zircon Communications (David Jackman **), welche mittels seiner sog. „Zircon Box“ ALC bzw. 3270 Protokoll in X.25 Protokoll umwandelt, was als Interface zwischen dem IBM Host und der Videotex Externen Datenbank dient. Noch laufen die VTX Applikationen bei der Radio-Schweiz AG, was mich oft an Sitzungen nach Bern zu meinem alten Arbeitgeber führt. Aber die Migrationspläne auf den Swissair Host laufen schon auf Hochtouren.
** Wenn Dave Jackman jeweils in der Balsberg Kantine in seinem Swindon-Englisch sagt: „Please give me a crocodile sandwich, and make it snappy!“ schauen ihn die Angestellten jeweils mit grossen Augen an.
Parallel zu den Videotex Aktivitäten werde ich in ein neues Projekt miteinbezogen. Es handelt sich bei Swissair schlicht um das Projekt V791. Was will V791? Swissair will einen direkten Zugriff auf das Passagier-Reservationssystem PARS ermöglichen, allerdings nicht via Videotex, sondern „sonst über ein öffentliches Netz“. Ich erhalte völlig freie Hand, eine Lösung zu erarbeiten. Wiederum bietet sich eine Lösung mit der sog. Zircon Box. X.25 bzw. X.28 liegt auf der Hand! Mittels eines Akustik-Kopplers (1200/75 Baud!) oder eines 1200 Baud Modems und einem ASCII TTY oder VT100 Terminal sollen Buchungen im PARS vorgenommen werden können! Es ist ein wunderbares Projekt, das mich schon bald öfters an Sitzungen nach England führt. Die ersten Male werde ich von Karl Widin begleitet, oder auch von Thomas Wirth aus der Abteilung Netzwerk. Leider wird Thomas kurze Zeit später zu Swissair in New York versetzt, wo er für das ganze Swissair Netzwerk Nord-Amerika verantwortlich wird, aber wir bleiben in Kontakt via Telefon oder auch via TTY (Telex).
In diesem Jahr werde ich Mitglied der FCAP (Fellowship of Christian Airline Personnel), welche eine von vielen Swissair Freizeitorganisationen ist.
Siehe auch www.fcap.org.
P.S. Am 13.März wird meine erste Tochter Jessica geboren.
Die Arbeiten als Junior-Betriebsanalyst im Bereich Videotex und V791 halten mich auf Hochtouren.
Ich schreibe die funktionellen Spezifikationen und übergebe diese den Programmierern zur Entwicklung, d.h. zur Programmierung in COBOL- und Assemblersprache.
Im September präsentiere ich die Swissair Videotex Applikationen am Videotex Kongress in Basel, am Stand der Radio-Schweiz AG.
Am 1.Oktober 1986 werde ich zum Betriebs-Analysten befördert.
Noch im gleichen Jahr schaffen wir es, das erste Mal von zuhause aus über ein VT100 Terminal und eine normale Telefonleitung eine Verbindung zum Swissair Host bereitzustellen! Revolutionär! Was für ein Potential wird sich öffnen! Reisbüros, die sich eine teure Mietleitung zum PARS nicht leisten können, werden so eine supergünstige Alternative erhalten.
Im Oktober werde ich an eine Sitzung zu Swissair in New York am Flughafen John F. Kennedy, ins sog. „Building 15“, eingeladen, um vor dem Verkaufsmanagement die V791 Lösung via amerikanische X.25 Netze zu präsentieren, und zwar via X.28 Dial-Up. Ab diesem Zeitpunkt gehören ein asynchrones Modem, ein RS-232C Kabel und ein Schraubenzieher genau so zu meinem Handgepäck wie eine Zahnbürste!
Übrigens: Ein Sales Manager fragt mich: „Thomas, wanna copter ride from Manhattan to JFK?“ Ich sage freudig zu. Ich fahre mit der U-Bahn nach Manhattan zum Heliport, wo nach kurzem Warten ein riesiger Sykorski Helikopter landet. Unter laufenden Rotoren springt der Pilot gebückt zu mir beim Terminal rüber und schreit im Motorengeheul: „Are you Mr Mayder?“ „Yes!“ „Ok, c’mon!“ Ich laufe ihm nach und steige ein. Ich frage ihn: „Wo sind die andern Passagiere?“ Antwort: „You’re the only one!“. So komme ich denn unverhofft und kostenlos zu einem Helikopterflug ganz für mich allein – im Tiefflug über die Wolkenkratzer – von Manhattan nach Long Island bzw. JFK Airport. Ein unvergessliches Erlebnis.
Und Thomas Wirth sagt mir, später wieder im Büro: „Siehst Du den Mann dort drüben im Payroll Office? Das ist der Philippe Bruggisser. Den darf man nicht stören.“
Noch im Dezember präsentiere ich diese Lösung in London an der „World Travel Market“ Exhibition und ebenfalls an einer Fachmesse in Brüssel zusammen mit der lokalen Swissairvertretung.
Die Direktionssekretärin von Verwaltungspräsident Armin Baltensweiler ruft mich an und sagt: „Herr Mäder, kommen Sie bitte ins Büro von Herrn Baltensweiler und installieren Sie auf seinem Pult einen Akustikkoppler. Das, was sie mit diesem Zeug machen, will er auch auf seinem Tisch, um auf dem Laufenden zu bleiben“.
In diesem Jahr bin ich beschäftigt im Erarbeiten von funktionellen Spezifikationen und im Testen von Videotex Applikationen und V791. V791 erhält jetzt den offiziellen Namen PAX.25.
Dienstreisen führen mich (natürlich meist per Flugzeug der Swissair) nach Genf, Rom, Frankfurt und mehrmals nach Wien. Wien mehrmals, weil unser enger Partner Austrian Airlines (AUA) PAX.25 auch an österreichische Reisebüros anbieten will. Ich bin Projektleiter für AUA. Was ich regelmässig aus Wien heimbringe, ist eine Sachertorte aus dem Dutyfree Shop am Flughafen, diese Torte ist immer in ein schönes Holzkistchen eingepackt.
Siehe auch ethomas.ch/workplaces-swissair-atraxis-eds.
P.S. Am 27.Juni wird mein erster Sohn Raphael geboren.
An einer Fachtagung in Brig (Wallis) halte ich einen Vortrag über Videotex im Auftrag von Swissair anlässlich einer lokalen Telekommunikationsveranstaltung.
Siehe auch ethomas.ch/videotex-travitel.
Die alten VT100 Terminals haben ausgedient. Personal Computer mittels VT100 Kommunikations-Software haben deren Platz eingenommen. Link-It, eine Komm.Software von Martin-Marietta, hat es mir besonders angetan. Mittels einer eigenen Programmiersprache können automatisierte Login-Scripts erstellt werden. Modemgeschwindigkeiten sind jetzt auch 2400 bps, in USA gibt es sogar asynchrone 9600 bps Modems. Rasant!
Am 1.April 1988 werde ich zum System-Planer (Business Analyst) befördert.
Mehrmals präsentiere ich sowohl Videotex als auch PAX25 in verschiedenen europäischen Ländern, u.a. leite ich einen Swissair Stand am TTW, dem Travel Trade Workshop in Montreux, und auch wieder am World Travel Market (WTM) in London.
Videotex beginnt in der Schweiz zu boomen. Nun bieten wir auch eine Lösung für das Pendant von Videotex in Deutschland an: Zugriff aufs PARS via Bildschirmtext (BTX)!
Daneben beginne ich mehr und mehr, für PAX25 telefonischen Support zu geben. Die Kunden schätzen den persönlichen Kontakt, insbesondere an den Fachmessen wie TTW und WTM kann man fachsimpeln. Die Reisebürobranche besteht aus lauter aufgestellten Leuten!
P.S. Ab 1988-1995 darf ich das erste christliche Programm auf Videotex kostenlos (!) auf dem Swissair VTX Rechner hosten. Wir nennen uns Logomedia, gründen den gleichnamigen Verein und haben die Videotex Seite *3636#. Dahinter stecken Leute vom ERF, idea,Schweiz und weiteren überkonfessionellen Organisationen. Ich erstelle das Programm bzw. die sog. CEPT-Seiten. Die Seitenabrufzahlen sind gar nicht mal so schlecht.
PAX25 und Videotex sind etabliert.
Im Februar präsentiere ich PAX25 an der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin. Das Interesse ist gross. Die Berliner Maurer steht noch, hat aber bereits einige faustdicke Löcher. Über den Checkpoint Charlie besuche ich für ein paar Stunden Ostberlin, wo ich in einem Restaurant einem Ehepaar eine Lutherbibel verschenke.
Eine neue Kommunikations-Software ist auf dem Markt, in der Schweiz aber völlig unbekannt: Relay Gold von Microcom! Es ist das Nachfolgeprodukt von Link-It. Später wird Relay Gold von Relay Technologies Inc. in England übernommen.
Relay Gold beinhaltet eine starke (4.Generations-)Programmiersprache: Relay Gold Script Language.
Von Swissair erhalte ich den Auftrag, ein „userfriendly PARS“ zu entwickeln. Warum soll ein Reisebüroangestellter wissen, dass er freie Sitzplatzkapazität auf dem Flug von Zürich nach London mittels Eingabe „A 11FEB ZRH LHR“ abfragen muss? Ein Student, David Mäder (nicht verwandt mit mir), programmiert den Prototypen eines GUIS’s (Graphical User Interface), welches mittels komfortabler und „bedienerfreundlichen“ Benutzeroberfläche die erforderlichen String-Entries generiert. Nur der Output aus PARS wird immer noch in Originalform angezeigt, was für die Benutzer immer noch eine minimale Schulung erfordert.
Bald schon verlässt der Student die Swissair, so dass die gesamte Weiterentwicklung jetzt in meinen Händen ist. Also heisst es Selbststudium in Relay Gold Script Language. So schreibe ich die funktionellen Spezifikationen und mache auch gleich die Software-Programmierung. Dies beinhaltet die Software auszutesten und Releases (d.h. Softwarepakete) zu schnüren.
Als Systemplaner bin ich nun zusätzlich auch Programmierer.
Eine separate Version von PAX25 programmiere ich für die Austrian Airlines, auf AUA Verhältnisse und Flüge zugeschnitten. Mittlerweilen bieten wir PAX25 auch für Frachtkunden (CARIDO) an.
Da Relay Gold in der Schweiz nicht erhältlich ist, erarbeite ich einen Deal mit Relay Technologies in London. Die Firma schickt uns Relay Gold Pakete (Original Software auf Disketten), wir nehmen sie am Balsberg auseinander, fügen eine separate Diskette mit dem GUI dazu und „customizen“ diese noch gleich mit dem Login-Script. Und alles zu einem sehr günstigen Preis. Mein Büro wird zu einem Softwarelager.
Mit der Firma Martignoni Electronics in Zürich gehe ich ein Abkommen ein, so dass wir neben der Relay Gold Software auch noch ein asynchrones Modem verkaufen können, zu einem günstigen Preis.
Verschiedene Dienstreisen führen mich nach New York, Brüssel, Berlin, Genf, London, Wien und Lugano.
P.S. Am 7.Januar wird meine zweite Tochter Michelle geboren.
Als Systemplaner entwickle ich das Userfriendly PARS weiter und begleite weiterhin auch Videotex Projekte. Parallel führe ich im Auftrag von Swissair Relay Gold Software Installationen (Genf, Mailand, Innsbruck, Wien, Brüssel, Salzburg) durch und präsentiere diese Lösung an verschiedenen Messen, z.B wieder an der ITB (die Maurer ist inzwischen gefallen!), und auch am TTW in Montreux.
Der Relay Gold Softwarehandel floriert, ich muss Disketten customizen, verschicken, Installationshilfe per Telefon geben und führe in der Zwischenzeit ein eigenes Helpdesk.
Im Winter gibt es einen Engpass an Mitarbeitern, die bei schwierigen Wetterverhältnissen Flugzeuge enteisen. Swissair sucht Freiwillige, auch Bürokraten aus dem Balsberg. Ich melde mich. So werde ich in unregelmässigen Abständen, falls es meine Arbeit erlaubt, kurzfristig an den Flughafen aufgeboten. Diese Arbeit, meist bei beissender Kälte und wahrhaftem „Hudelwetter“ ist eine gute Abwechslung und wahre Herausforderung. Die riesigen Flügelflächen einer Boeing 747 oder einer MD-11 zu enteisen, gibt ganz schön Muskelkater! Diese Arbeit mache ich für die nächsten sechs Jahre, maximal jedoch etwa 20x pro Saison, meistens 2-8 Stunden pro Einsatz, je nach Wetterverhältnissen.
P.S. Am 2.Juli wird mein zweiter Sohn Joel geboren.
Einige Neuerungen: PAX25 heisst jetzt Travitel. Und das Produkt gehört nun der Swissair Tochter Traviswiss.
Übrigens: Seitens Traviswiss bzw. kommerzieller Seite begleitet mich seit einiger Zeit Ruedi Kaufmann, ein „Travitel Weggefährte“, mit welchem das Produkt immer besser vermarktet werden kann. Wir sind ein gutes Duo.
Zudem soll man via Travitel nicht mehr nur auf das Reservationssystem PARS zugreifen können, sondern auch auf die Traviswiss Tour-Operatorsysteme. Dies erfordert einige Anpassungen „meiner“ Software. Ich baue in die Software Routinen ein, die das automatische Aufbereiten und Ausdrucken von Versicherungspolicen bewerkstelligt. Mit dem Tour-Operator Zugriff heisst dieses neue Travitel nun „Travitel II“. Das GUI bzw. das userfriendly PARS heisst „Travitel PLUS“.
Dazu setzt Swissair auf dem IBM Host eine neue Software ein: Sim3278 von der Firma Simware.
Als Systemplaner stehe ich jetzt in regelmässigem Kontakt mit Simware in Düsseldorf, später auch mit Simware Paris und London.
Der Höhepunkt für mich in diesem Jahr ist der Auftrag der Swissair Direktion Deutschschweiz/Tessin an mich, anlässlich der ersten Damenfussball-Weltmeisterschaft in Guangzhou, China, ein mobiles Reisebüro mittels Travitel einzurichten. Abklärungen via Telex und Telefon mit den lokalen PTT Behörden in Guangzhou sind sehr schwierig, da die meisten Kontaktpersonen nur mandarin sprechen. (Trotz enormem Mandarinenkonsum erlerne ich die Sprache nicht!). Mein Besuch vor Ort ist abenteuerlich. Ich muss im Hotel White Swan ein A4 Blatt in chinesischer Sprache unterschreiben. Das einzige, was ich in meiner Sprache lesen kann, ist X.28 und 9600. Nach dem Unterschreiben werde ich von drei jungen lächelnden Herren mit einem kleinen Lieferwagen, der eher an ein Gartenhäuschen erinnert, in ein ca. 3km entferntes PTT Gebäude gebracht, wo ich den Zettel vor staunenden Leuten persönlich abgeben muss und dann wieder ins Hotel zurückchauffiert werde. Während mehrerer Tage stellt Swissair dann Verbindungen ins PARS her, und zwar via das lokale, chinesische X.25 Netz Chinapac. Im Hotelrestaurant bin ich abends der einzige Gast in einem riesigen Saal. Mindestens zehn Kellner und Serviertöchter kümmern sich um mich!
Natürlich wird Travitel, wie schon etliche Jahre, wiederum am TTW in Montreux präsentiert. Für mich immer wieder eine Freude, viele zufriedene Kunden wieder treffen zu dürfen.
Von meinen vielen Dienstreisen per Flugzeug binge ich fast immer Geschenke für die Kinder zurück. Wenn ich die Flight Attendants scheu frage: „Haben Sie nicht noch ein Fliegerchen oder so für meine kleinen Kinder daheim?“ darf ich jeweils aus einer grossen Kiste die schönsten Modelflugzeuge aus Metall, wie man sie teuer am Kiosk kaufen kann, auslesen. Meine Kinder freuen sich deshalb immer, wenn ich geschäftlich fliegen gehen muss.
Siehe auch ethomas.ch/workplaces-swissair-atraxis-eds.
Es geht stabil weiter. Als Systemplaner und Programmierer bin ich gut ausgelastet.
Sowohl Travitel, als auch Travitel PLUS (Traviaustria, die Tochter von AUA nennt es einfach Travi*), aber auch Videotex sind weiterhin hoch im Kurs in der Reisebürobranche.
Im Auftrag von Traviswiss, aber auch Traviaustria, führe ich Präsentationen und Softwareinstallationen in der Schweiz und in Österreich durch. Auch im Auftrag von Swissair bin ich unterwegs, z.B. in Madrid.
Eine weitere Demo führe ich durch für Galileo UK in Swindon.
Das Software und Modemgeschäft läuft sehr zufriedenstellend.
P.S. Das Qualiflyer Vielfliegerprogramm wird gegründet.
Projekt „MOVE-BETA“ läuft an, um rund 200 Personalpositionen im Dept.C (Informatik) „einzusparen“.
Am 1.Januar werde ich zum Senior Wirtschaftsinformatiker- / Organisator befördert.
In diesem Jahr geht es im gleichen Stil weiter wie letztes Jahr.
Dienstreisen führen mich mehrere Male nach London, Genf, Düsseldorf, Wien, Frankfurt. Auch am jährlichen TTW in Montreux bin ich wieder.
P.S. Hans Eisele übernimmt Ende März die Leitung des Dept.C (mit 839 Mitarbeitern) von Peter König. Das Projekt URANUS wird gestartet zur Verselbständigung der Swissair Departemente B (Bodenorganisation), K (Fracht), T (Technik) und C (Informatik). Das Projekt Alcazar (die Zusammenführung von Swissair, Austrian Airlines, SAS und KLM) ist gescheitert.
Eines Nachmittags ruft mich Töchterchen Michelle ins Büro an und fragt: „…ähm, Papa, …. ähm … wäre es schlimm, wenn wir ab heute Abend zu siebt wären anstatt zu sechst?“ Ich: „Wie meinst du das, mis Meitschi? „Ähm … äbe, einfach sieben anstatt sechs daheim?“ Ich begreife es erst zuhause: Unser fünftes Kind ist ein Hund! Ein Jack-Russel Mischling. Er heisst Chicco. Er gehört in der Folge für elfeinhalb Jahre zur Familie.
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1994 – Swissair Information Systems
Es geht im gleichen Stil weiter wie im letzten Jahr. Travitel wird jetzt auch in Kroatien installiert. Mein Auftritt mit Swissair Zagreb vor einigen Vertretern der kroatischen Reisebranche kommt gut an. Am Flughafen Zagreb hat es viele UNO Blauhelme, es kommt mir eigenartig vor.
Wiederum vertrete ich Traviswiss am TTW in Montreux und Swissair am WTM in London.
Mit rund 600 Travitel Installationen in der Schweiz (jedes 3. Reisebüro in der Schweiz hat Travitel!) ist der Höhepunkt erreicht. Travitel Installationen im Ausland (in mehr als einem Dutzend Ländern) gibt es ca. 200. Daneben ein paar Cargotel Anschlüsse in der Schweiz und Deutschland.
Traviswiss hat mich informell als Product Manager Travitel angestellt.
P.S. TQL (Total Quality Leadership) wird grosses Ausbildungsthema bei Swissair.
Dept.C wird Swissair Information Systems! In diesem Jahr ist PARS 25 Jahre alt.
Hans Eisele spricht „plötzlich“ von EBIT (Earning before interest and tax). Finanzielle Zahlen sind das A und O.
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1995 – Swissair Information Systems
Am 1. April werde ich Teamleiter. Ich leite das Team IS Telematic Services. Ich werde ins Atraxis Basiskader aufgenommen. Übrigens passt das wunderbar zusammen: Mein Chef, Karl, will die Führungsposition abgeben, und ich bin nicht abgeneigt, eine Führungsrolle zu übernehmen. So tauschen wir einfach und jetzt bin ich Karl’s Vorgesetzter J. Natürlich unter Einverständnis des Chef’s Chef.
Travitel Präsentationen und Installationen führen mich nach Wien, Genf, Belgrad und New York.
Swissair Manager im Ausland brauchen Travitel jetzt auch, um (z.B. von zuhause aus) Mails via PROFS abzusetzen. Die Swissair eigene Travitel-Version heisst Dynatel.
Der obligate TTW gehört auch dieses Jahr zu meinem Programm. Immer wieder ein paar schöne Tage in Montreux, wenn die Blätter am Genfersee farbig sind und ein kühler Wind am Morgen über den See weht.
Seit einiger Zeit programmiere ich mittels Relay Gold, das sich jetzt Relay/PC nennt, Utility Programme, um via 3270 Emulation Host Statistiken herzustellen. Solche Programme in Assembler zu schreiben, würde mindestens 20x mal länger dauern.
Einer meiner Mitarbeiter entwickelt AMIE, ein Flugplanungsprogramm für Piloten, so dass diese via Dial-Up Flugpläne abrufen können.
In diesem Jahr absolviere ich erfolgreich das Training „Curriculum 1 für Managemententwicklung der Geschäftseinheiten Finanzen, Informatik, Technik und Unternehmensentwicklung“ in den Bereichen Persönliche und soziale Kompetenz, Persönliches Führungsverhalten, Grundlagen Betriebswirtschaft, Marketing und Ökologie, Unternehmerisches Denken und Handeln, Projektarbeit.
P.S. Im August kommt Windows95 auf den Markt.
Die Schweizer Swiss Online AG übernimmt im Zuge der Liberalisierung der Telekommunikationsdienste den Online-Dienst von Telecom PTT.
Atraxis Mitarbeitende haben nun nicht mehr einen Swissair-, sondern einen Atraxis-Arbeitsvertrag.
Zu meinem Aufgabenbereich von Travitel, Videotex und AMIE gesellt sich (so nebenbei) Internet dazu.
Wir üben uns ganz vorsichtig, eine Applikation weiterzuentwickeln bzw. umzuprogrammieren, die von einem älteren Atraxiskollegen sprichwörtlich hobbymässig entwickelt wurde. Im Rechenzentrum Balsberg steht ein alter, leistungsschwacher Compaq 486, der als Webserver dient!
Wir entwickeln eine CGI-Applikation, mittels welcher AWB’s (Airway Bills), d.h. Frachtsendungen, verfolgt werden können.
Die Internet Technologie kommt für Atraxis (und auch Swissair) wie aus dem Nichts und wir sind völlig unvorbereitet. Ein Managementfehler? Wurden die „Zeichen der Zeit“ nicht erkannt?
Im September leite ich in Zürich eine Sitzung mit Delta, Swissair und Singapore Airlines zum Thema Zusammenarbeit der drei Fluggesellschaften im Bereich Internet. Die dreitägige Sitzung ist mehr als peinlich für uns. Delta und Singapur sind Lichtjahre voraus in ihren Gedanken über die Internetpräsenz von Airlines.
Ich selber bin nebst der Führung meines Teams immer noch für Travitel und Dynatel unterwegs. U.a. installiere ich Travitel im Reisebüro Aerotour in Moskau.
Noch ein letztes Mal steht für mich auch der TTW auf dem Programm.
P.S. Es läuft ein Projekt „WIN“ zur Kosteneinsparung.
Mit dem Firmennamen atraxis sind wir voll auf Kurs (Ciba und Sandoz werden NOVARTIS). Der Name Atraxis stammt von einem C1 Team: „Attractive SIS“ (Attractive Swissair Information Systems) = atraxis.
Im Juni migriert Sabena ihre IV Applikationen vom AirFrance System erfolgreich zu Atraxis.
Irgendwie findet (nur in meinem Kopf?) ein Wandel statt im Jahr 1996. Es wird allgemein stressig, habe ich den Eindruck. Und zwar am Arbeitsplatz und auch sonst. Ob das irgendwie mit Internet und der schnell ändernden Technologie zu tun hat…? Im gleichen Atemzug entsteht meine private Homepage swiss-maeder.ch (ein Archivbild von 2001: http://swiss-maeder.ch – (später mit neuem Domainnamen ethomas.ch)), welche ich mittels AOLPress HTML Editor erstelle, eine Steinzeit Software, mittels welcher Noah bereits den vegetarischen Menüplan auf dem Archen-Intranet publizierte. Diese Software gebrauchte ich doch bis vor recht kurzer Zeit!
Im Februar nehme ich an einer IATA Internet Konferenz in Miami, Florida, teil. Eine Firma, die später Datalex heissen sollte, möchte Atraxis und Swissair Lösungen anbieten im Bereich Electronic Booking. Konkrete Aufträge folgen erst einige Zeit später.
Im Juni wechsle ich Atraxis-intern die Stelle. Ich erhalte ein Angebot, für das neue Swissair Customer Relation Management System, „Connexis“ genannt, eine Support-Organisation aufzubauen und diese Gruppe von 4 bis 5 Leuten dann auch zu leiten. Meine Aufgabe ist es, einen Rollout-Plan für die Swissair Märkte Deutschland, Frankreich und Italien zu erstellen. Im November bin ich selber dabei, im Swissair Stadtbüro in Paris Oracle und die Connexis Software auf IBM Netvista PC’s zu installieren.
Der rege Kontakt mit Swissair lässt mich mehr und mehr mit einer Rückkehr von Atraxis zu Swissair liebäugeln…
Connexis Performance Tests in der Swissair Direktion in Zürich am Hirschengraben und Feedbacks von Swissairstellen im Ausland weisen auf gröbere Architekturfehler in dieser „3-Tier Applikation“, basierend auf Windows NT 3.51, hin. (Connexis läuft auf Windows NT und zentralen AIX/SP2 Servern). Die Fehler werden entdeckt und behoben, aber Swissair äussert oft Unmut über das Produkt.
P.S. McKinsey entwickelt die die zukünftige Hunter-Strategie. Diese wird von der Konzernleitung genehmigt. (Der Anfang vom Ende?!).
Jürg Wegmann als Leiter CO wird über Nacht abgesetzt und Peter Maurer übernimmt die Leitung ad interim (Ein Schock für viele).
5.5% der Swissair Gesamtkosten sind IT Kosten.
Das Projekt „avanti“ soll weitere Kosteneinsparungen bringen. Das heisst auch Personal entlassen.
Swissair wird in SAirGroup umbenannt. SAirGroup besteht aus Swissair, SRTechnics, Swissport, GateGourmet, Nuance, Atraxis und weiteren Tochterfirmen. Über Nacht werden die Logos auf dem Balsberg ausgetauscht.
P.S. Eine Netzwerkumstellung bei Swissonline bringt am 30. Juni bis und mit 1. Juli einen zweitägigen Totalausfall von Videotex schweizweit! (Heute nicht mehr vorstellbar!)
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1998 – Atraxis / Swissair
Der Kontakt mit den Swissairmitarbeitern der Sales IT Systemplanungsstelle für die Projekte STEAM und Connexis ist so eng und persönlich geworden, dass ich per Februar 1998 von Atraxis zu Swissair wechsle und dort wärmstens empfangen werde. Von Atraxis zurück zur Mutter (Swissair), für viele andere Atraxismitarbeiter ebenfalls ein Wunsch, für mich wird er wahr! Was für eine Macht hat doch der Name Swissair! Dazu muss ich bei Atraxis offiziell kündigen.
Ich trete bei Swissair als „Wirtschaftsinformatiker/ -organisator“ im Bereich „Sales Policies & Systems/MIS“ ein.
Die IT Kosten bei Swissair sind viel zu hoch, deshalb braucht es günstigere Lösungen.
Ich arbeite im Projekt „JANUS“ mit, welches neue Varianten zu STEAM (Hostverbindungen via SITA LANAS) und Connexis prüft. Anstelle von Connexis (mit Oracle) soll allenfalls eine günstige Lotus Notes Applikation evaluiert werden (quasi eine 1:1 Ablösung von BOAM, dem Vorgänger von Connexis).
Fast gleichzeitig jedoch schliesst die Swissair im Rahmen der gemeinsamen Qualiflyer Group Sales Aktivitäten kurzerhand den Entschluss, anstelle der Atraxis Lösung (=Connexis) ein US Produkt des Atraxis Konkurrenten Sabre einzuführen. Das Produkt heisst „Vision“. Für den Teil des CRM (Customer Relation Management) soll ein belgisches Produkt (SIMS), bei Sabena bereits im Einsatz, weltweit installiert werden. Der neue Name für die Qualiflyergroup soll GAMS heissen. Diese Fremdprodukte sind Atraxis ein Dorn im Auge, denn das Fremdgehen von Swissair im IT Bereich schwächt Atraxis massiv.
Ich werde Mitglied eines technischen Qualiflyer Group IT Architektur-Teams, das den Rollout von Vision und GAMS planen und zudem die Business-Anforderungen definieren soll. In diesem Zusammenhang fliege ich nun öfters nach Brüssel, wo wir in der Nähe des Flughafens ein improvisiertes Büro in Beschlag nehmen, in welchem sich Swissair, Sabena, Austrian Airlines, TAP Air Portugal und Turkish Airlines regelmässig treffen. Auch die polnische LOT gesellt sich dazu.
Die Swissair will auch noch ein weiteres System von Sabre einführen: QikRes, als Ablösung des Swissair/Atraxis Produktes BEasy. Ich erhalte den Auftrag, die Feasibility von QikRes zu evaluieren. Es gäbe (aus meiner Sicht) noch ein viel besseres Produkt auf dem Markt als QikRes, nämlich eine starke Lösung von IBM. Abklärungen führen mich im Mai zu IBM Global Services in West Palm Beach, Florida. Die Lösung, die mir präsentiert wird, begeistert mich. Aber bei meiner Rückkehr finde ich beim amerikanischen Swissair Sales IT Management kein Gehör. Der Entscheid für QikRes ist bereits gefallen, Kosten hin oder her. Da kann auch Armin Meier von Atraxis nichts mehr ausrichten.
Ab 1998 hat die Swissair einen neuen CEO, den Amerikaner Jeffrey Katz. Es nervt mich, wie er amerikanische Gebärden in die Firma bringt. „We reward Performance“ steht überall auf Plakaten, ich verstehe erst nicht einmal was das bedeutet. Ausserdem heuert er weitere Amerikaner und Engländer an. Er führt den „Casual Friday“ ein. Wehe, jemand kommt am Freitag in Krawatte! (Was bis jetzt bei Swissair der normale Dresscode war.) Die meisten machen sofort untertänig mit. Übrigens: Eine ungeheure Arroganz: Katz nennt anlässlich einer Ansprache im Balsberg vor dem ganzen Personal den Flughafen Zürich einen „Hobby Airport“! Mehr und mehr Angelsachsen tauchen im Swissair Executive Team auf.
Per September werde ich in der oben genannten QFG IT Architekturgruppe (das Team nennt sich „Archi-Team“) einstimmig zum Leiter erkoren. Zudem werde ich zur gleichen Zeit von Swissair zum „Manager Qualiflyer Group Sales Integration“ befördert. Die Hauptaufgaben in dieser Rolle sind gem. Vertrag: „Projektleitung & -mitarbeit, und Unterstützung der Märkte in IT Infrastruktur-Fragen“. Damit werde ich auch ins Basiskader von Swissair aufgenommen.
Weitere Qualiflyer Group Sitzungen finden in Brüssel, Wien, Lissabon und Istanbul statt.
P.S. Zu meinem 15-jährigen Dienstjubiläum erhalte ich für die ganze Familie einen Freiflug weltweit frei nach Wahl (nebst dem regulären jährlichen Freiflug)! Zu sechst fliegen wir im Sommer nach Atlanta, von wo aus es mit dem Mietwagen nach Florida in die Sommerferien geht.
Am 2.September 1998 verliert Swissair SR111, eine MD-11, bei Halifax. Zudem steckt Swissair in einer grossen finanziellen Krise. Am gleichen Tag fliege ich zu einer Qualiflyer Group Sitzung in Brüssel. Kaum ein Passagier spricht ein Wort auf dem Flug nach Brüssel. Die Teilnehmer an unserer Arbeitssitzung wagen mich kaum anzusprechen. Es ist eine ganz eigenartige Situation. Der Nationalstolz der Schweiz ist aufs Tiefste verletzt worden!
Lauda Air, Nation Wide, und TAP Air Portugal migrieren auf RES/DCS.
Mitte 1998 löst Armin Meier Hans Eisele als Atraxis CEO ab.
Ende 1998 trete ich dem Swissair Emergency Care Team bei, um bei einem Unglück vor Ort professionell im Auftrag von Swissair Hilfe leisten zu können.
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1999 – Swissair / Atraxis
Das Sales IT Migrationsprojekt läuft auf vollen Touren, aber der Swissair fehlt mehr und mehr das Geld.
Immer wieder Sitzungen in Brüssel, u.a. auch in Stockholm. Im April reise ich zu Sabre nach Dallas, Texas, um die letzten technischen Probleme zu besprechen, denn kurz vor dem Rollout wird festgestellt, dass Vision nicht auf NT 3.51 läuft. Es wird eine akzeptable Notlösung gefunden. IT-Probleme werden von Swissair immer wieder heruntergespielt, was mich enorm Nerven kostet. Aber es ist unmöglich, mit dem amerikanischen Management zu diskutieren. Alle amerikanischen Softwarelösungen aus dem Haus Sabre sind gut! Die einzigen, die Verständnis zeigen, sind Atraxis Fachleute, die die Probleme verstehen und mir Recht geben.
Anlässlich einiger Sitzungen zwischen Swissair und Atraxis lerne ich Rolf Kubli, den Atraxis CTO kennen. Diesem teile ich meinen Frust ab und zu mit.
Eines Tages macht mir Rolf ein paar verschiedene Stellenangebote bei Atraxis und schlägt vor, dass ich bei Swissair kündige und wieder zu Atraxis zurückkehre. Aus den Rosinen pflücke ich die Stelle als „Atraxis Intranet Projektleiter“. Noch bevor mir mein amerikanischer Swissair-Vorgesetzer sagen kann: „Thomas, ab 1. Januar 2000 ist Dein Arbeitsplatz in Brüssel!“ (und das sagte er tatsächlich: „Thomas, the world is also turning in Brussels, not only in Zurich! You will work in Brussels as of next year!“ Genau während dieser Aussage kann ich ihm meine Kündigung überreichen – perfekter Zeitpunkt! Das Swissair/Sabena Projekt „Diamond“ hätte vorgesehen, dass etliche Swissair Angestellte aus dem Sales Bereich nach Belgien hätten „transferiert“ werden sollen. Darunter wäre eben auch ich gewesen.
Am 1.September trete ich meine neue Stelle vertraglich als Projektleiter in der Organisationseinheit „Architecture and Standards“ an. Es gilt, die verschiedensten Intranet-Insellösungen zu konsolidieren, denn fast jede interne Organisation hat ihren eigenen Webserver. Das Projekt gestaltet sich als schwierig, weil jede Organisation meint, sie habe die beste Lösung, die für alle gut sei. Sollen wir axnet, wie das Atraxis Intranet getauft wird, nun auf Sun laufen lassen, oder auf IBM RS6000, oder gar auf dem Mainframe?
Nebenbei läuft konzernweit das Y2K (Jahr 2000) Projekt. Tatsächlich können alle bekannten Bugs rechtzeitig gefixt werden. Dafür schlägt der Sturm Lothar zu, was keiner vorher erahnt hat.
P.S. Der Videotexbetrieb von Swissonline wird eingestellt und vollumfänglich durch Internet abgelöst.
Noch bevor das Atraxis Intranet „axnet“ offiziell abhebt, erhalte ich Atraxis-intern wiederum ein interessantes neues Stellenangebot als Key Account Manager für die Qualflyer Group! U.a. soll ich auch die SAirGroup, die Qualiflyer Loyalty Ltd., SAir Lines AG und Swiss Airport Customer Center GmbH Frankfurt und Austrian Airlines managen. Ich trete diese Stelle per April mit grossem Enthusiasmus an, stelle aber in kurzer Zeit fest, dass die SAirGroup 400 offene Rechnungen in (fast) Millionenhöhe hat. Swissair hat kein Geld mehr!
Trotzdem wird immer noch geflogen! Ein Qualiflyer Group Projekt „Under One Roof“ (UOR) soll die IT in den Qualiflyer Group Stadtbüros harmonisieren. Die IT Hauptleitung hat wieder Atraxis!
Sitzungen führen mich nach Brüssel, Mailand, Frankfurt, Rom und Stockholm. Ich sammle vor Ort IT Requirements, die dann in Atraxis Offerten bzw. Verträgen münden. Meine Aufgabe ist es, diese Verträge mit den Kunden zu verhandeln und die Umsetzung zu überwachen.
Im August nehme ich an einem IATA Kurs in Miami, Florida, teil: „Airline Alliances and Strategic Partnerships“.
Als Key Account Manager werde ich ins Mittlere Kader von Atraxis aufgenommen.
Arbeitsplatzmässig ziehe ich nach 15 Jahren im Balsberg ins benachbarte ABC-Gebäude um.
Dunkle Wolken am Horizont und noch immer fliege ich umher: Qualiflyer Group Sitzungen in Lissabon, Stockholm, Frankfurt und Warschau. Jedoch zieht sich die SAirGroup im Februar aus den Beteiligungen von TAP, Portugalia und Turkish Airlines zurück. Im März tritt Mario Corti sein Amt als vermeintlicher Retter bzw. Swissair CEO an.
Aber es ist zu spät. Nach dem Anschlag auf das World Trade Center in New York (11.Sept.) kommt es am 2.Oktober zum Swissair Grounding!
Das Aus für die Swissair, das Aus für die SAirGroup, das Aus für Atraxis!
Fast das ganze Jahr über habe ich immer wieder Zahlen aufbereiten müssen, für McKinsey, für KPMG, für Lufthansa Systems, und auch für EDS (Electronic Data Systems).
Der Retter, der die marode Braut (Atraxis) übernimmt, ist schlussendlich EDS!
Etwa die Hälfte aller Atraxis-Mitarbeiter wird entlassen, denn EDS macht nur „Cherry Picking“.Wer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, hat Glück. Ich bin gottlob einer von ihnen!
Ab 1.Dezember 2001 arbeite ich für EDS als „Client Delivery Manager“, wie Key Account Managers bei EDS halt genannt werden.
Vom ABC-Gebäude zieht die ganze Abteilung in den Balsberg zurück.
Im November 2001 stürzt ein Crossair Jumbolino nachts in Bassersdorf ab. Etliche Menschen sterben. Ich werde im Auftrag des Swissair Emergency Teams für die Betreuung von Familienangehörigen der Verunfallten eingesetzt. Der Einsatz am Unfallplatz, neben dem Flugzeugwrack, ist tragisch. Es steigt immer noch Rauch auf an der Unfallstelle, und das stark beschädigte Cockpit des Jumbolino schaut den Ankommenden entgegen.
P.S. Ein letzter Freiflug mit Swissair bringt uns als ganze Familie am Jahresende für ein paar Tage nach Tel Aviv bzw. Jerusalem. Es ist meine erste Reise ins „Gelobte Land“.
Da ich überaus gerne fliege und schon im ganzen Leben jeden Flug, jedes Flugzeug und jede Fluggesellschaft notiert habe, kann ich hier sagen, dass ich während Swissair und Atraxis Zeiten doch immerhin 368 mal in ein Flugzeug gestiegen bin, um irgendwo in der Welt, sei es USA, Russland, China, oder irgendwo in Europa, einen Auftrag auszuführen. Was für ein Privileg für jemanden, der gerne fliegt. Auf meinem ersten und einzigen Flug nach Warschau allerdings kamen wir unterwegs in ein Luftloch und sanken – ich weiss nicht wie viele Meter – in die Tiefe. Ich dachte: „Jetzt ist es aus!“ Es war gottlob nicht das Aus.
Das ganze Jahr über erneuere ich Verträge mit meinen nach dem Grounding übriggebliebenen Kunden Qualiflyer Loyalty Ltd., Pension Fund Services. Ich versuche mich, in der EDS zurechtzufinden. 5-7 Jahresverträge sind gefragt. Nur estimieren das die Kunden nicht. Sie wollen kurzfristig Verträge terminieren können. Vertragsverhandlungsmeetings sind sehr schwierig.
Im Frühling nehme ich an einem Kurs bei EDS in Milton Keynes (England) teil: BVF (Business Value Framework).
P.S. 2002 gründen wir als ex Atraxis FCAP (Fellowship of Christian Airline Personnel) die lokale EDS Christian Fellowship, ohne Beziehungen zu USA. Ich leite diese informelle Gruppe.
Die Funktion des Client Delivery Managers macht mir keinen Spass mehr. Viele Kunden haben die Geschäftsgebärden von EDS und amerikanischem Management satt. Wieder kommt ein internes Angebot auf die Minute: Mir wird die Rolle als „Service Excellence Manager“ EDS Schweiz angeboten, die ich gerne annehme. Es gilt, alle Air Transportation Kunden auf das sog. Service Excellence Dashboard zu migrieren, und jährliche Client Surveys für alle Kunden zu planen. Ausserdem müssen die CDM’s geschult werden. Alle diese Funktionen nehme ich wahr.
Zudem bin ich in von Client Care getriebene interne Projekte verantwortlich. Ich bin Koordinator für ein Projekt „Report Repository“, eine internetbasierende Lösung, über welche Kunden Service Level Statistiken abrufen können. Auch die Betreuung weiterer Systeme (Service Center, Lotus Notes Contract DB, usw.) und den Support für die Client Care Mitarbeiter nehme ich wahr.
Zudem werde ich Process Owner für den Service Excellence Prozess bei EDS Schweiz, sowie Process Owner für Business Value Framework BVF.
Mein Arbeitsplatz wechselt vom Balsberg ins ca. 2km entfernte Hauptgebäude von EDS Schweiz in Glattbrugg, Schaffhauserstrasse 550.
In diesem Jahr beginnt der Fluch der Globalisierung innerhalb EDS so richtig um sich zu greifen. Mehr und mehr Organisationen werden ins Ausland verlagert, Stellen in der Schweiz gehen verloren. Niemand wehrt sich.
P.S. Am 1. September stirbt meine Mutter im Alter von 73 Jahren an Krebs.
Am 16. Dezember habe ich einen schweren Unfall, die Rettungsflugwacht muss mich ins Universitätsspital Zürich bringen. Gott schenkt mir ein zweites Leben!
Neben den 2003 genannten Funktionen nehme ich als ständiger Vertreter der Client Care Organisation in verschiedenen Gremien teil: ITO Service Excellence, Air Transportation Service Excellence und Repräsentant von Client Care im wöchentlich Change Advisory Board (CAB).
P.S. 2004 entsteht ein inoffizielles weltweites Netzwerk von Christen innerhalb EDS, an dessen Aufbau ich massgeblich beteiligt sein darf.
Ich nehme die gleichen Funktionen wie 2003 und 2004 wahr.
Zusätzlich bin ich in etliche interne Projekte involviert (Aufbau von CIS [Contract Management System] für Air Transportation, Ablösen der Lotus Notes basierenden Contract DB durch eine Weblösung, usw.
U.a. besuche ich auch Kunden und unterstütze sie beim Client Survey (jährliche Kundenzufriedenheitsumfrage) vor Ort.
Im April werde ich nach erfolgreicher Prüfung durch den deutschen TÜV „ITIL V2 (Foundation)“ zertifiziert.
Als Client Care interner „Allrounder“ und „Supporter“ oder auch „SPOC“ (Single Point of Contact) bin ich Anlaufstelle für alle möglichen Belange. Zudem habe ich die gleichen Funktionen inne wie 2003, 2004 und 2005.
Im Frühjahr 2006 lasse ich mich zum ITIL Service Manager ausbilden.
Im Juni 2006 bestehe ich erfolgreich das Examen des Cambrigde Institute „Business English Cambridge“ (BEC Vantage).
Client Care erstellt eine eigene Pikett-Organisation („CDEoD“), welche bei grösseren Systemausfällen die Kommunikation mit den Kunden aufrechterhält. Ich gründe, schule und koordiniere diese Gruppe und erstelle die Pikett-, bzw. Rotationspläne. Auch ich selber bin ein CDEoD.
In gleicher Funktion wie seit 2003. Im Sommer werde ich zum „Internen Auditor“ im Quality Bereich ausgebildet. Dies berechtigt mich, interne Audits durchzuführen.
Im Oktober werde ich in die Gruppe ITO Service Management EMEA North & Central Hub integriert.
P.S. Nach etlichen Telefonkonferenzen mit der Abteilung “Diversity and Inclusion” am EDS Hauptsitz in Plano, Texas, wird die Christians at Work – Christian Fellowship eine offizielle EDS „Employee Resource Group”. Bobby Grisham, Senior Vice President Sales, wird Sponsor der Gruppe. Ich werde als Leiter dieser weltweiten Gruppe bestimmt. Die Mitglieder erhalten einen „Monthly Newsletter“, meistens von mir geschrieben, zur Ermutigung und Auferbauung zum Thema „Christsein am Arbeitsplatz“.
In gleicher Funktion wie seit 2003. Im Frühling werde ich (via Telekonferenz-Schulung) zum „EMEA Internal Auditor“ im Bereich ISO 9001 ausgebildet. Dies erlaubt mir nun, auf EMEA Stufe Audits durchzuführen. Einige solche Audits nehme ich telefonisch für EDS Deutschland wahr.
In diesem Jahr werde ich auch Process Owner der ITIL Prozesse Availability Management, Configuration Management, Capacity Management, IT Service Continuity Management und Service Level Management.
Hewlett-Packard akquiriert buchstäblich über Nacht EDS. EDS wird zu “EDS, an HP Company” (Siehe http://web.archive.org/web/20090304233623/http://www.eds.com/). In der Folge werden Tausende von Mitarbeitern wegrationalisiert. Offiziell sollen wir aber erst 2009 „richtig“ HP werden.
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2009 – EDS, an HP Company / HP
In gleicher Funktion wie von 2003 bis 2008.
Ab 1.Aug.2009 gibt es die EDS Schweiz endgültig nicht mehr. Ich bin jetzt HP Angestellter mit einem HP Arbeitsvertrag. Die Swissair, Atraxis und EDS-Dienstjahre werden mit angerechnet.
P.S. Im Herbst fusionieren die informelle christliche Vereinigung Christ @ HP und die EDS Christian Fellowship. Die Führungsteams beider Gruppen wählen mich einstimmig zum Leiter der neu gegründeten HP Christian Fellowship (HPCF). Zusammen sind wir über 1’000 Mitglieder. Kurze Zeit später teilt man uns vom HP Hauptsitz in Palo Alto (Kalifonien) mit, dass wir den Namen HP im Gruppennamen nicht tragen dürfen. So nennen wir uns neu CWCF (Christians at Work – Christian Fellowship).
Auch dieses Jahr werden tausende von Stellen aufgehoben. Der Name „EDS, an HP company“, verschwindet schneller als geplant. Wir sind jetzt einfach HP, auch HP Enterprise Services genannt.
Am 1.November verlegen wir unsere Büros von der Schaffhauserstrasse an den HP Sitz in Dübendorf, Überlandstrasse 1.
Am 1.Februar 2010 werde ich in die ITO Service Delivery Management Schweiz Organisation transferiert.
(ITO = Information Technology Outsourcing).
Im ITO Account Delivery Management übernehme ich eine SPOC (Single Point of Contact) Funktion für HP interne Service Management Prozesse und die dazu gehörenden IT Systeme. Zuständig als SPOC bin ich für den sog. „Cluster Schweiz / Österreich“. Ebenfalls bin ich bis 2014 für HP Enterprise Schweiz Vertreter des Service Management Teams der Region GWE (Greater Western Europe).
Durch eine interne Reorganisation kommt meine Abteilung per Ende Jahr von der sog. GWE neu in die „Central Region“. Jetzt sind wir Deutschland unterstellt.
Im Sommer mache ich eine Ausbildung zum Berufsbildner (früher Lehrmeister genannt) am ZLI (Zürcher Lehrbetriebs Verband) Zürich, damit ich in der HP Praktikant(inn)en ausbilden kann.
HP führt weltweit das Programm „HP Social Impact“ ein. Jedem HP Angestellten wird erlaubt, monatlich vier Stunden seiner Arbeitszeit für soziale Tätigkeiten ausserhalb der Firma einzusetzen. Es gelingt mir, mit dem wenige hundert Meter entfernten Pflegezentrum Mattenhof ein Projekt zu lancieren, so dass 5-8 Freiwillige von HP Pflegebedürftige auf monatlich stattfindenden Ausflügen begleiten bzw. betreuen dürfen. Eine Bereicherung und Abwechslung für (zu oft) am Computer sitzende HP Angestellte!
P.S. 2011 drückt Gott in meinem christlichen Glaubensleben die RESTART-Taste und ich lerne Ihn, den einen und einzigen Gott nochmal ganz neu kennen!
Siehe auch ethomas.ch/mein-glaubensverstaendnis.
Im September 2013 übergebe ich das Leiteramt der globalen Christian Fellowship an meine beiden Co-Leiter in USA.
Seit 2014 lernen meine Frau und ich Hebräisch (Privatunterricht via Skype mit einer Jüdischen Hebräischlehrerin, jeweils donnerstags von 18 bis 19 Uhr), um die Bibel noch besser verstehen zu können.
עַכשָיו גַם אַנִי יוֹדֵעַ לִקרוֹא וְלִכתּוֹב בְּעִברִית.
Seit Mai 2015 bin ich neu Account Delivery Manager im Bereich „Leveraged Air Transportation“.
Dies führt mich nicht applikatorisch, doch zumindest „hardware-“ oder infrastrukturmässig noch einmal etwas näher zurück in die „Transportation World“ – in die Welt, in welcher ich 1985 bei Swissair zu arbeiten begonnen hatte.
Es ist jedoch zu erwähnen, dass Swiss International Air Lines und Brussels Airlines das Reservationssystem von HP (im Prinzip immer noch das ursprüngliche Reservationssystem aus Swissair / Atraxis Zeiten) per 2016 verlassen werden, um auf das IT-System Amadeus zu migrieren.
Ab Februar 2015 begleite und unterstütze ich administrativ eine Praktikantin, die für meinen Vorgesetzten arbeitet.
Ich kann ein weiteres HP Social Impact Projekt realisieren, diesmal mit dem Bauamt Dübendorf. So können neu 10 Freiwillige von HP jeweils am ersten Dienstag des Monats Dübendorf reinigen (Keep Dübendorf clean!). Wir gehen „fötzele“ (ein Schweizerdeutscher Ausdruck, d.h. Verb, für Papierschnipsel auflesen), mit Schwergewicht auf Red Bull Dosen und Capri Sonne Beuteln einsammeln!
Am 1. Juli 2015 erreiche ich 30 Dienstjahre bei HP.
Im November 2015 wird die Firma HP in zwei Firmen, die HP Inc. und Hewlett Packard Enterprise aufgeteilt.
Seit 1.November 2015 arbeite ich bei Hewlett Packard Enterprise.
P.S. Am 17. Januar werde ich Grossvater von Mateo, Sohn meiner Tochter Jessica.
Aus wirtschaftlichen Gründen und aufgrund von grösseren Restrukturierungen innerhalb Hewlett Packard Enterprise wird meine Funktion als Account Delivery Manager (ADM) gestrichen.
Mein letzter Arbeitstag ist der 31. August 2016.
Für alles Erlebte bin ich Gott dankbar. Auch dafür, dass ich über all die Jahrzehnte ein regelmässiges Einkommen hatte!
Thomas Ch. Mäder
Account Delivery Manager Leveraged Air Transportation
ITO Account Delivery Management Switzerland
Hewlett-Packard (Schweiz) GmbH
Überlandstrasse 1 | CH-8600 Dübendorf | Switzerland
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(Rev.: 11-JUN-2021)
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